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Vampirismus
DIE VAMPIRE
Unter einem Vampir stellt man sich im Allgemeinen ein (un-) totes Wesen vor, das herumwandelt oder -fliegt, den Menschen das Blut aussaugt und dem nur mit speziellen Mitteln beizukommen ist.
Hier wird mit der Zeit erkannt, dass die Figur des Vampirs sehr viel vielschichtiger ist, als dass sie sich auf eine monströse Kreuzung zwischen Mensch und Fledermaus reduzieren lässt...
Das gesamte irdische Leben ist einem Vampirprinzip untergeordnet, welches besagt, dass anderes Leben einverleibt werden muss, um selber zu leben.
Dieses parasitäre Verhalten findet sich in den verschiedensten Formen; demnach ist der Vampirismus verbreiteter, als man auf Anhin denken mag und bezieht sich nicht bloss nur auf "traditionelle" Vampire.
Der Vampir verkörpert des Weiteren auch menschliche Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Je nach Quelle sind das unter anderem übermenschliche Körperkraft, erhöhte Sinneswahrnehmung, Flugfähigkeit, Telepathie und natürlich Unsterblichkeit. Auch wenn der Vampir auf der ganzen Welt seit jeher als bluttrinkende Gestalt bekannt ist, wurden ihr doch viele Namen gegeben: Die griechische Bezeichnung war vrykolakes, barabarlakos. In Russland nannte man ihn upiry. Upiroy in Polen und giang-shi in China genannt, bleibt der Ursprung des heutigen Namens ein Rätsel. Wahrscheinlich stammt er vom makedonischen Wort für "fliegendes Wesen" (opyr), das dann im Slawischen zu vanpir, vapir, upiry geworden ist. Eine zwangsmässig latinisierte Form davon tauchte 1725 erstmals als "Vanpiri" in einem Bericht auf. Fast hundert Jahre später, 1830, setzte sich "Vampir" im deutschsprachigen Raum durch. Dieser Begriff wurde zunächst nur verwendet für Tote, die aus ihren Gräbern stiegen, um den Lebenden ihr Blut abzunehmen. Später wurden dann Wucherer 'Blutsauger' genannt und seit dann wurde es zum Synonym für parasitäres Verhalten.
Der Vampir als Solcher steht zunächst jenseits von Gut und Böse, da er zwar tötet, die Toten jedoch wieder Platz für neues Leben schaffen. Dieses Wechselspiel zwischen Leben und Tod zeigt sich auch in der Substanz, die Vampir zu sich nehmen muss: dem Blut.
Dieses wird seit Jahrhunderten als Symbol des Lebens gesehen. Als Solches wurde es auch immer wieder in vielen Geschichten genannt und im IV. Buch Mose heisst es "...das Blut ist die Seele." Die rote Farbe des Blutes wirkt auf uns abschreckend und anziehend zugleich. So wird rot als die Farbe der Gefahr, wie auch als diejenige der Liebe assoziiert.
Früher wurde der Vampir oft mit dem Teufel verglichen und das hatte natürlich seine Gründe: Vampir und Teufel wurden häufig mit Fledermausschwingen und eindrücklichen Eckzähnen abgebildet, beide galten als Wesen der Dunkelheit - der Vampir schon deswegen, weil er das Sonnenlicht zu meiden hatte- und beide standen im Verdacht, Menschen (bzw. ihr Blut) zu verschlingen.
Mit seiner Endscheidungsgewalt über Leben und Tod und seiner Unsterblichkeit ähnelte der Vampir jedoch nicht nur dem Teufel, sondern auch Gott selbst. Solche als blasphemisch angesehene Thesen sind aber sehr selten und so bleibt es vor allem beim Vergleich zum Teufel und die meisten Vampirgeschichten enden mit der Vernichtung des blutsaugenden Unholds.
Frühere romantische Adaptionen zeigten den Vampir aber auch als einen innerlich zerrissenen Melancholiker, der nur aus Lebensnotwendigkeit Böses tut. Damit wollte man ein charismatisches und bei aller Grausamkeit doch faszinierendes Monstrum entwickeln. In diesen und auch anderen Geschichten wurde der Vampir zunächst grundlos in sein Dasein verflucht, nur eine Handvoll Romane unterstellen ihm Selbstverantwortung. Doch anders als beim Werwolf, der einen Pakt mit dem Teufel und/oder anderen Dämonen schloss, waren es beim Vampir meist kleinere Vergehen. Diese Schuldlosigkeit an seinem Schicksal liess ihn tragisch und zugleich modern erscheinen.
Auf den ersten Blick kommen Gewalttätigkeit und Blutdurst des Vampirs quasi aus dem Nichts. Doch wurde im Laufe der Zeit jeder beliebige Hintergrund, von der rachsüchtigen Aristokratie bis zur Angst vor Krankheit und Wissenschaft, angewandt.
Diese Elastizität des Motivs verbietet wiederum so simple Deutungen wie jene, die behaupten, die Nekrophilie sei das Kernthema einer jeder Geschichte der phantastischen Literatur. Doch greifen diese gerne auch zu tiefgreifenden Ängsten und demnach zerlegt die literarische Vielfalt den Vampirismus in eine breite Palette von verschiedensten Phantasien. Die Identifikationsmöglichkeit des Lesers, die Vampirgeschichten bietet, ist vermischter und daher schamloser als alle literarischen Identifikationsangebote. Sie setzt die verschiedenen Lustgewinne des Lesens zu einem Gesamtgenuss zusammen:
gemeinsam mit dem Vampir beugt sich so auch der Leser über den Hals seines Opfers, mit ihm empfindet er Verlangen, Gier und Macht; daneben spürt er auch die Angst oder die Erwartung des Opfers; mit dem Vampirjäger kämpft sich der Leser schliesslich durch das Gelände, um das Opfer zu retten und den Vampir zu pfählen. Mit der erlösenden Pfählung des Vampirs fühlt sich dann auch der Leser erlöst. Durch seine Fähigkeit zur Mutation wurde der Vampir gelegentlich mit Fledermausflügeln, Wolfsaugen, riesigen Fangzähnen und ähnlich Unmenschlichem dargestellt. Jedoch nutzten nur wenige Texte einen solch grobschlächtigen Schrecken, obwohl ihn schon seine blasse Haut mit einem unwirklichen Signum des Todes versehen. Der Vampir als barbarisches Ungetüm ist selten anzutreffen. Von missgestaltetem Aussehen sind vielmehr die Helfer des Vampirs; seine Monstrosität ist viel subtiler, als Tierattribute, physische Degeneration und Leichenmetaphorik diese anzudeuten vermag. Einen unzweifelhaft monströsen Charakterzug können auch die geschicktesten Geschichten nicht unterschlagen: das unstillbare Verlangen nach Blut. Mit seinem Blutdurst verletzt der Vampir ein von sämtlichen Hochreligionen ausgesprochenes Tabu. Da das Blut ja als Symbol des Lebens gilt und die Entscheidung über Leben und Tod allein dem Schöpfer obliegt, ist das Trinken von Blut allen menschlichen Geschöpfen untersagt. Der Vampir wird damit zu einer widergöttlichen Kreatur: "Du bist ein bluttrinkendes Etwas, das durch die Nacht kriecht. Du bist weniger wert, als der schlimmste Abschaum auf der Oberfläche dieser Erde. Ich nenne dich BESTIE!" (Preacher #23)
Die vornehme blasse Hautfarbe ist eines, doch gibt es auch soziale Merkmale, die den Vampir zB vom ungehobelten, wilden Werwolf unterscheidet. So sind statistisch gesehen etwa 70% aller literarischen Vampire aristokratischer Herkunft, etwa 20% sind Mitglieder gehobener Schichten einer klassenlosen Gesellschaft. Der Vampir wird daher in neueren Schriften auch oft als der "Snob" unter den Monstren bezeichnet. Oft erscheint er seinen Opfern als geheimnisvoller Fremder. Indem der Vampir Blut zu sich nimmt, versucht er, sich wieder ins Leben zu integrieren, aus welchem er verstossen wurde. Danach verlangt er sehr stark und je länger er kein Blut mehr getrunken hat, desto stärker wird dieser Drang. Wo den Vampir nicht das Böse, sondern eben ein Durst antreibt, gibt es keine Verführung des Opfers, nur ein Erlegen der Beute. Das Motiv der Vernichtung wird so bestenfalls zu einer Hinrichtung, führt aber nicht zu Erlösung. Solcherlei biologischer Horror bringt die phantastische Literatur um jeglichen Reiz.
Dieser Gefahr entzieht sie sich, indem sie die Opfer-Täter-Verbindung nicht als Blutzufuhr, sondern als emotionale Bindung zwischen Vampir und Mensch darstellt. Dem Grundanliegen der Phantastik, eine böse Welt zu zeigen, kann mit Beschreibungen von Menschen, die sich von ihrem parasitären Inneren ausgezehrt fühlen, eher helfen. Als lähmend, anziehend und paralysierend werden die Augen des Vampirs dargestellt und mit denen eines Basilisken verglichen, dessen Blick versteinernd und lebensverdorrend wirkt. Beschreibungen einer vampirischen Besitzergreifung ähneln einer Hypnose: zuerst Beobachtung, dann Einschläferung, Lähmung, Willenlosigkeit und schliesslich Unterwerfung. Dieses Bild der Bemächtigung des menschlichen Geistes führt zu Visionen einer Menschheit, die von höherstehenden Vampiren versklavt wird. Da es dem Vampir zudem als nachtaktives Wesen möglich ist, im Dunkeln zu sehen und der Mensch sich wie alle Tagtiere vor der Nacht fürchtet, vergrössert sich die Angst vor blutsaugenden Wesen. Dieser Angst steht jedoch die Begierde gegenüber, der Vampir wirkt zweifellos erotisch. Diese Erotik dient jedoch, im Gegensatz zum Menschen, nur dazu, das `Leben` des Vampirs zu verlängern, statt neues Leben zu schaffen. Trotzdem geht es dem Vampirismus nicht darum, Tabuisiertes in die Literatur einzuschmuggeln, da er das obszöne und das phantastische thematisiert.
Beispiele zeigen, dass die Vampirliteratur skandalös - mitunter pornographisch - ist ohne dass sie das Motiv des Vampirs benötigt. Im Übrigen kann kein Motiv der Phantastik auf eine so steile literarische Karriere zurückblicken, wie der Vampir. Die Abhandlung des Vampirs thematisiert auch das erotische, wo diese Nekrophilie aber als reine Perversion angesehen wird, geht der Bedeutungsreichtum des Motivs verloren. Einen Grossteil seiner Faszination verdankt der Vampirismus seiner Beziehung zum Tod. Vor allem in Zeiten der Todesverleugnung sichert sie ihm seine Attraktivität, die Nekrophilie wird somit zum Sekundärphänomen. Ist der Vampir auch übermächtig und unsterblich, so ist er doch nicht frei von Einschränkungen, die je nach Geschichte variieren können. Er darf z.B. ein Gebäude erst dann betreten, wenn der Bewohner ihn dazu eingeladen hat.
Dieses Motiv hat in erster Linie erzählstrategische Gründe. Des Weiteren benötigt der Vampir einen bestimmten Schlafplatz (Sarg,...), den er nicht verlassen kann, wenn man eine wilde Rose darauf legt. Eine Abneigung hat er auch gegen Knoblauch sowie diverse religiöse Symbole wie Kruzifixe und Weihwasser. Getötet werden Vampire durch den bekannten Holzpflock (aus Ebenholz, Hagendorn usw.), durch geweihte Kugeln (bei Werwölfen sind es silberne), beim Abtrennen des Kopfes und natürlich bei direktem Kontakt mit Tageslicht (in einigen Fällen auch nur reines Sonnenlicht). Es müssen also natürliche Dinge herhalten, um des Übernatürlichen habhaft zu werden. Dabei sieht man das Pfählen als eine sexuelle Assoziation, während das Kreuz die lustfeindliche christliche Moral symbolisiert. Natürlich braucht es einen Experten, um dem Vampir zu Leibe zu rücken. Dieser sollte aus ähnlichem Holz geschnitzt sein, wie der Vampir, den er zu vernichten gedenkt. Indes töten sie mit dem sündigen Unhold nicht nur das Böse desselben, sondern auch das in ihnen. Die Vernichtung wird so zu einer Art Selbstreinigung. Die Art, mit der diese Experten zu Werk gehen, ist jedoch verräterisch. Mit dem blossen Wunsch, den perversen Übeltäter zu vernichten, lässt sich die Verbissenheit kaum erklären. Die Rachsucht des Jägers ähnelt hierbei dem Blutdurst, sein Entzücken beim Ableben des Bösewichts dem Sadismus des Vampirs. Metaphysisch gesehen stellt der Vampir mit seiner grenzenlosen Erotik alles in Frage, was die menschliche Kultur bedeutet. Die Vernichtung des Vampirs dient also der Erhaltung dieser Kultur.
DIE VAMPIRIN
Die Vorstellung der schönen, verführerischen aber auch bösen, destruktiven Weiblichkeit ist alt. Sie reicht zurück bis zu Adams erster Frau, Lilith, und existierte bis zu den heutigen Hollywood- Vamps. Sie erschien in vielerlei Form, als Sphinx, Sirenen, Medusen und eben als Vampirinnen.
Diese Wesen können entweder ahnungslos, da seelischer Regung nicht fähig, Verderben stiften oder ganz bewusste Planerinnen des Bösen sein. So legte man Lilith gern folgende Worte in den Mund: "Ich werde den Mann seinem Weibe entfremden und (...) ihr Böses antun... Den Mann werde ich mit Eifer und Leidenschaft töten." Lilith trank auch das Blut kleiner Kinder und ass deren Knochenmark. Obwohl diese gefährlichen Frauen keine Schöpfung der Romantik waren, waren doch viele Künstler dieses Genres von ihnen gefesselt: die femme fatale, so der Sammelbegriff, wurde zu einem wichtigen Motiv in der Literatur und der bildenden Kunst.
Weil die femme fatale so zerstörerisch war, eine Vernichterin des Lebens, wurde sie oft und gern als Vampirin dargestellt. Vor allem in der Hochblüte des Viktorianismus machte sie von sich reden, weil sie die meisten männlichen Vampire in den Schatten stellte, dennoch kennt man die Figur des weiblichen Vampirs seit Beginn der literarischen Vampirmode. Jedoch wurden Vampirinnen nicht von ihren männlichen Artgenossen "angesteckt", sie sind aus ihrem innersten Wesen heraus zum Blutsaugen prädestiniert, sogenannte "Ursprungstäterinnen".
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